Kreativ Challenge

Im Juni/Juli hatten wir eine Kreativ Challenge, dabei gab es ein Diamantenskin zu gewinnen. Jeder Schattenwolf durfte ein Kreativen Beitrag über die Schattenwölfe einreichen. Anschließend haben alle darüber abgestimmt wer gewonnen hat. Die ersten drei Plätze werden hier veröffentlicht.

3. Platz – Hiddendepth

2. Platz – Fox_y

1. Platz – Kira

Kommentar zum Beitrag:

Da ich leider in der Klausurenphase war, hatte ich nicht genug Zeit, die Geschichte fertig zu machen. Ich hätte auch nicht damit gerechnet, dass es soviel wird, aber es kam einfach immer mehr dazu >.< Leider konnte ich auch nur Jake bisher in die Geschichte mit einbringen, dabei wollte ich auch noch, nach und nach die anderen vorstellen und ihre Geschichte wie sie in den Clan kommen. Vor allen Dingen wollte ich auch meine “Version” der Schattenwölfe und ihre Geschichte zeigen.

Viel Spaß beim Lesen, verzeiht wenn Fehler und so drin sind, hatte nicht viel Zeit >.<

Die hölzerne Tür betrachtend, wo langsam die gelbe Farbe abblättert, schluckte der Junge unsicher auf. Das Haus war klein und bestand nur aus Holz, stand auch noch in der Nähe eines Mischwaldes. Der Türklopfer hatte die Form eines Wolfkopfes, seine Augen funkelten aus roten Rubinen ähnlichen Steinen heraus. Er fühlte sich angestarrt und hatte nur noch weniger Lust, an diese Tür anzuklopfen. Noch einen Schritt nach hinten schreitend, strich er sich durch sein blondes Haar und band es sich zu einem kleinen Zopf zusammen.

Durchatmend sammelte er seinen Mut, schloss die Augen und redete sich ein, dass nichts Schlimmes hinter dieser Tür lauerte, nur eine alte Frau, die seine Oma war. Was konnte daran nur schlimm sein? Die Gerüchte, die er Tag ein, Tag aushörte? Oder dass er das merkwürdige Hobby seiner Oma kannte? Vielleicht auch, dass sie als einzige so nah an diesem Wald wohnte, der schreckliche Tiere, Monster und Mythen beherbergte? Oder doch die Silhouette die Aussah wie seine Großmutter, die nachts durch die Straßen des kleinen Dorfes wanderte.

Den Kopf schüttelnd, versuchte er die Gedanken los zu werden, immerhin handelte es sich einfach nur um seine Großmutter. Gerade als er seine blauen Augen öffnete, wehte ein harscher Wind auf, riss die Blätter von den Bäumen und schien den jungen Sam zu drohen. Schluckend, glitt sein Blick zu dem Wald, neben der kleinen Holzhütte. Eine unangenehme Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus und er schauderte. Seinen Blick nicht abwendend könnend, schien es so als würde der Wald ihn rufen.

Bevor er noch etwas machen konnte, wurde die Tür vor ihm aufgerissen und er zuckte erschrocken zusammen. “Ah, da bist du ja Sam.” sprach die raue Stimme zu ihm. Seine Augen hektisch aufmachend, rieb er sich den Nacken. Er fühlte sich unwohl, versuchte trotzdem zu Lächeln, was ihm nicht ganz gelang. Herzhaft lachte die alte Dame vor ihm auf und trat zur Seite. Mit einer ausladenden Bewegung bat sie ihn hinein. Unwohl schritt er also in das kleine dunkle Haus, das Quietschen der Tür verriet ihm, dass diese nun mit einem Klack ins Schloss gefallen war.

Die kleine Feuerstelle bot nur mäßiges Licht und brachte die Schatten zum Tanzen. Der Blick Sams huschte unschlüssig durch das kleine Haus. Es waren zwei Sessel vor der Feuerstelle, ein kleiner Teppich davor und viele vollgestopfte Regale. Zettel quollen heraus, einige Bücher waren nur notdürftig in das Regal gelegt. Viele der der Bücher lagen auch aufgeschlagen auf dem Boden herum, einige Notizen standen in ihnen, Zettel waren in sie hineingeklebt und andere Bücher stapelten sich darüber.

Der Duft von frischen und getrockneten Kräutern stieg Sam in die Nase, gemischt mit dem Duft von alten Büchern, sowie frischer Tinte. Seine Oma wuselte entspannt in den Nebenraum, wo sich die Küche befand. Er hörte es rascheln und klimpern, er ahnte schon, dass sie eine Kleinigkeit für ihn und für sich vorbereitete. Unschlüssig Schritt er auf einen der alten Sessel zu, fuhr mit seinen rauen Fingerspitzen über den mitgenommenen Stoff des Sessels. Um ihn herumlaufend, setzte er sich und versank in den weichen Polstern. Leise knatschte der alte Sessel unter ihm, als er sich weiter nach hinten lehnte.

Wenig später Schritt die ältere Dame in ihr kleines, ihrer Meinung nach gemütlichem Wohnzimmer, stellte auf dem kleinem Beistelltisch bei Sam das Tablet ab und nahm sich eine der Porzellantassen. Mit dem dampfenden Getränk in der Hand setzte sie sich in den Sessel Gegenüber von Sam und seufzte erleichtert auf, als sie saß. In die blauen Augen ihres Enkels schauend, spürte sie, dass ihm unwohl zumute war. Sie kannte die Gerüchte über sich selbst nur zu gut, stören tat es sie eigentlich nicht, warum denn auch? Sollten sich die Leute doch über sie den Mund zerreißen, wenn sie nichts Besseres vorhatten.

Etwas vom warmen Getränk nippend, sprach Juliet zu ihrem Enkel: “Mama hat dich gezwungen nicht wahr?” Ertappt nickte er nur leicht mit seinem Kopf, doch das Lachen Juliets verschwand nicht, sie grinste noch immer vergnügt vor sich her, während Sam einfach nur seine Oma musterte. Würde momentan keine Grippewelle umher gehen, hätte er den Besuch wahrscheinlich nicht abgestattet.

 

Obwohl seine Oma ziemlich nett wirkte, hatte auch bereits ihre Tochter, ihm gesagt, dass etwas mit ihr nicht ganz richtig war. Oma Juliet soll angeblich mit merkwürdigen Menschen verkehren und üble Geschäft drehen.

“Wenn du schonmal hier bist Sam, möchtest du irgendetwas wissen?”, ihre Tasse in beiden Händen

haltend, damit sie sich etwas wärmen konnte, lächelte sie zufrieden und blickte zum jungen Sam. Welcher unruhig in den Polstern verschwinden wollte. Was sollte er schon von seiner Oma wissen wollen. Sie war öfters beim ihm gewesen, als er noch jung war und hatte Geschichten gehört. Diesen Geschichten hatte er gerne zugehört. Leider war er sich unsicher worum es genau ging. Wölfe waren auf jeden Fall enthalten und das mochte Sam als kleiner Junge ziemlich gerne. An seine Kindheit denkend, fragte er sich, seit wann er seine Großmutter eigentlich mied.

Kurz an dem Tee riechend, stellte er den Lavendel-Minze-Duft fest und nippte vorsichtig an diesem. Zu seiner Überraschung war die Mischung wirklich gut und er hätte eine ganze Kanne von diesem Gebräu trinken können. In die unklare Flüssigkeit schauend, stellte er die Tasse zur Seite und strich sich verlegen die Haare aus dem Gesicht. Unschlüssig überlegte er hin und her, bis er sich

zusammenriss und endlich fragte: “Hmm… Als ich jünger war Oma… hast du mir immer eine Geschichte erzählt. Ich glaub es ging um Wölfe… Würdest du sie mir erzählen?”

Juliets grüne Augen leuchteten auf, als Sam sprach. Ihr Lächeln wurde zu einem Schmunzeln, wodurch die Falten in ihrem Gesicht deutlicher wurden. Sie erinnerte sich sehr gut an diese Geschichte, sie würde sie nie in ihrem Leben vergessen. Wie könnte sie denn so etwas Lebensveränderndes vergessen? Es hatte ihr Leben geprägt, verändert und vielleicht sogar Lebenswerter gemacht.

Sich räuspernd fing sie an:

Das Ganze trug sich vor einigen Jahren zu, Juliet war ein junges Mädchen, ihr Vater streng kirchlich. Ihre Mutter war früh verstorben, weswegen sie kaum etwas über sie wusste, außer dass sie sich wohl ähnlich sahen. Zwar liebte ihr Vater Juliet, aber genauso sehr wie er Juliet nun mal liebte, so streng war er nun mal. Peitschenhiebe, Gürtelhiebe, die blanke Hand gehörten zu ihrem Alltag, wenn ihrem Vater etwas nicht passte. Es war normal und obwohl es eigentlich zu ihrem Alltag gehörte, mochte sie ihn nicht.

Sie mochte nicht mehr die Frau sein, die sich um den Haushalt kümmerte, die die Wäsche wusch, zusammenlegte und sortierte. Die Löcher flickte, neu Flicken drauf nähte, das Essen vorbereitete, kochte und auf den Markt ging. Auch wollte sie selbst bestimmen, welchen Mann sie heiraten wollte, aber ihr Vater hatte bereits einen Mann für sie rausgesucht. Er war vom guten Hause, würde den Laden seines Vaters übernehmen und schien wirklich vielversprechende Aussichten zu haben. Und doch… Juliet wollte es nicht.

Eines Nachts traute sie sich dann, sie packte die nötigsten Sachen zusammen, schrieb einen kleinen Abschiedsbrief, kochte sogar noch etwas für ihren Vater und schlich sich in der tiefen Nacht aus dem Haus. Es war kalt, weswegen sie den braunen, langen Mantel, enger um ihren Körper schlang. Die Kapuze tief in ihr Gesicht gezogen, blickte sie ein letztes Mal auf das Haus, in welchem sie geboren und aufgewachsen war. Wohl ihr letzter Blick auf ihr bisheriges Leben und doch schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf die Lippen, der jungen Frau.

Zu den Stadtmauern gehend, war es ruhig, es waren kaum Menschen unterwegs. Nur das leise fiepsen der Ratten und Mäuse waren zuhören und je näher sie der Stadtmauer kam, desto lauter wurde das Stimmgewirr. Natürlich waren es die Wachen, welche die Ein- und Ausreise der Stadt bewachen sollte. Juliet kannte die Männer, sie waren jeden Abend dort, tranken ein, zwei vielleicht auch sechs Krüger voller gutem Bier. Spielten dabei ein Kartenspiel und hielten natürlich kein Auge auf das weit geöffnete Tor. So auch heute.

 

Im Schatten der Mauer versteckend lief sie vorsichtig zum Tor, blickte nervös immer und immer wieder zu den Wachen, bevor sie durch das Tor schlüpfte und den Duft der Freiheit schnupperte. Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihr aus und sie spürte, dass es richtig war. Die breite Brücke entlang schleichend, atmete sie die kühle Luft ein. Zwar war sie sich noch unsicher, was sie mit der neu gewonnen Freiheit anfangen sollte, aber sie wusste, dass sie es nicht bereuen würde.

Einen letzten Blick über die Schulter werfend glitten die grünen Augen zu der Mauer, welche sie noch nie von dieser Seite gesehen hatte. Die Steine waren mit Efeu überwuchert, so dass man nicht mehr wusste, wo welcher Stein endete und wo der neue anfing. Generell wirkte die Mauer spröde und hatte wohl viele Jahre auf dem Buckel. Diese schützende Mauer verließ sie um das zu tun was sie wollte.

Endlich den Wassergrabend passierend, stand sie vor dem Wald, vor dem Wald in dem angeblich ihre Mutter von wilden Tieren getötet worden sein sollte. Genau diesen Wald würde sie also betreten, sie würde nun hinein gehen und sich selbst ein Bild von diesem Wald machen. Trotz ihrer anfänglichen Sicherheit, wuchs die Unsicherheit. Der dunkle Wald vor ihr, sah noch düsterer aus, als vor wenigen Sekunden. Ein unangenehmer Schauer lief ihren Rücken hinunter und trotzdem riss sie sich am Riemen und amtete tief durch.

Den ersten Schritt in den Wald setzend lief sie los, bereit ihr neues Leben zu beginnen, wie immer das auch von nun an aussehen sollte. Sie würde es so hinnehmen, ohne Wenn und Aber. Mit einem Grinsen auf den Lippen schritt sie voran, ignorierte das unheilvolle rascheln der Blätter. Ignorierte die leuchteten Augen im Dunkeln und wagte es also.

Die erste Nacht, hatte sie kein Auge zu bekommen und dementsprechend fertig war sie am zweiten Tag. Die zweite Nacht, wachte sie durch jedes kleine Geräusch auf, sie bereute nichts Warmes mitgenommen zu haben. Die Nächte waren kühler, als Juliet erwartet hatte, der Boden härter und unbequemer. Ihr Rücken meldete sich bereits nach der zweiten Nacht, aber noch war sie nicht bereits einfach hier alles aufzugeben.

Obwohl sie Angst hatte, vor den Tieren im Wald, vor den Werwölfen, die den Wald beherbergten, wobei sie mehr Angst vor diesen grauenvollen Vampiren hatte, welche Menschen versklavten oder den Kannibalen, welche Menschen zum Fressen gernhatten. Noch schlimmer sollten wohl die Sirenen auf hoher See sein, die Männer einfach in ihren Bann zogen, wobei das passende Gegenstück die Harpyien wohl noch schlimmer waren, da sie sich mit ihren Krallen in der Beute festkrallten. Dann sollte es ja Hexen geben, die auf ihren Besen in der Nacht herumflogen. Wenn sie Langweile hatten, verzauberte sie Menschen gerne. Also warum sollte Juliet Angst vor einfachen Wölfen haben, wenn es noch schlimmere Wesen gab?

Mit diesen Gedanken wanderte sie die nächsten Tage durch den Wald. Merkte, dass sich ihr Proviant dem Ende neigte und sie eine warme Dusche vertragen konnte. Was hatte sie den auch erwartet?

Dass der Boden so weich war, wie die Wolken aussahen? Oder dass die Nacht so warm war, wie ein lauwarmer Sommertag? Sich am riemenreißend, sammelte sie im Wald Dinge die essbar aussahen, Tiere wollte sie nicht töten, das traute sie sich nicht und ihr Hunger war ihr allein bei diesem Gedanken vergangen.

Auch wenn Juliet es nie zugeben würde, sie hatte die Orientierung nach einigen Tagen verloren und war unglaublich erleichtert, als sie einen schmalen Trampelpfad entdeckte, dem sie folgen konnte und wenige Tage später fand sie sich in einem kleinen Dorf wieder. Die Menschen waren wirklich eigen, mit Fremden sprachen sie nicht, ließen sie nirgends unter. Selbst etwas kaufen wurde schwierig, dabei wollte Juliet nur etwas vernünftiges essen. So gerne wieder einen saftigen Apfel schmecken und die rote Farbe bewundern.

 

Das erste Dorf war wirklich enttäuschend, Juliet war nicht gerade begeistert, weswegen sie nach einer Nacht auf der Bank weiterzog. Sie beschloss dem Weg zu folgen, dort würde sie wohl zum nächsten Dorf oder Stadt gelangen. Eventuell könnte sie sich dort eine Dusche gönnen, vielleicht auch ein Bett. Unterwegs zur nächsten Stadt fand sie sich wieder in einem Wald wieder. Diesmal fand sie sich besser zurecht, erkannte sogar einige essbare Kräuter wieder.

Sie schaute sich viele Kräuter an, roch an ihnen, zerrieb sie zwischen den Fingern und versuchte sich diese gut einzuprägen. In der nächsten Stadt wollte sie sich ein Buch und einen Stift kaufen, sie wollte sich das alles notieren, ihr Interesse an den Pflanzen stieg. Sie ließ sich mehr Zeit, als letztes Mal, schaute sich die Bäume in aller Ruhe an, beobachtete die Tiere und folgte ihnen zwischendurch. So kam sie zum Beispiel an eine frische Wasserquelle, wo sie ihre Trinkflasche auffüllen konnte, oder an süße Früchte, welche sie noch nie zuvor gesehen hatte.

Die Aufregung stieg, sie wollte noch mehr sehen und als sie endlich die nächste Stadt erreicht hatte, musste sie feststellen, dass es nicht gerade einfach war, als Frau zureisen. Spätabends war sie also in der Stadt “Nohei” angekommen. Sie war größer als ihre Stadt, abends lungerten merkwürdige Gestalten auf den Straßen, um die sie lieber einen großen Bogen machte und in diesem Moment vermisste sie den Wald, der ihr viel freundlicher vorkam. Durch die große Straße laufend, zog sie die Kapuze tiefer in ihr Gesicht, suchte eine Gaststätte und wurde schnell fündig.

Sie war voll, roch unangenehm nach Schweiß, Alkohol, Erbrochenem und dem eisenhaltigen Blut. Es war ihre erste Gaststätte, in ihrer Stadt gab es keine. Es waren viele Männer dort, kaum eine Frau, viele trugen Waffen bei sich, wie Schwerter, Äxte oder Morgensterne. Die Klamotten sprachen für die gewaltigen Kämpfe die sie bisher bestritten hatten und die Narben, welche ihren Körper zierten ließen die kriegerische Geschichte nur erahnen.

Sich also durch die Menge kämpfend fand sie sich endlich an den Tressen wieder, die enge machte ihr zu schaffen, so viele Leute pressten sich eng aneinander, achteten nicht auf sie und hätten sie mit Sicherheit zu Tode getrampelt, wenn sie auf dem Boden lag. Sich am Holz lehnend knatschte der Tressen unter ihr. Sie brauchte einige Momente bis der Wirt zu ihr kam, ein großer, gut gebauter Mann, mit einem geflochtenen Bart und dunklen langen Haaren. Er war schlank und trug eine verdreckte Schürze.

Er entdeckte sofort die ungewöhnliche zierliche Gestalt und hob skeptisch eine Augenbraue. Sich zu

ihr hinunterbeugend, hörte er ihre nervöse Stimme: “Hättet ihr noch ein Zimmer frei?” “Mit Sicherheit meine Liebe. Aber was macht eine Frau alleine hier? Es ziemt sich nicht…”, entgegnete der Wirt interessiert und seine blauen Augen leuchteten auf. Ertappt blickte Juliet in die Augen, der Wirt schmunzelte, als sie sich die Kapuze vom Kopf zog und erschlagen seufzte.

“Schon gut ihr müsst nicht reden. Für wie lange?”, fragte der Wirt verstehend und schenkte ihr ein beherztes Lächeln. Den Beutel mit ihren wenigen Goldtalern prüfend, sprach sie: “Wie viel kostet eine Nacht?” “Eine Nacht mit Essen, drei Taler, junge Dame.”, war die prompte einstudierte Antwort. Die Augen weiteten sich leicht, als Juliet diese Summe hörte. Sie hatte fünf Goldtaler, dass würde nicht für lange reichen, aber eine Nacht sollte sie unterkommen können. Vielleicht könnte sie arbeiten, um sich so etwas dazu zu verdienen.

Unschlüssig suchten ihre schmalen Finger die drei Taler zusammen und legten sie in die Pranke des Mannes. Dieser nickte zufrieden und nickte mit dem Kopf zu der anderen Seite des Raumes. Juliet verstand und fragte sich, wie sie es heile auf die andere Seite schaffen sollte. Unbeholfen lief sie los, stolperte einige Male oder wurde angerempelt. Meist nuschelte sie ein leises: “Entschuldigung”, bevor sie weiterzog. Endlich ankommend erwartete der Wirt sie und öffnete die hölzerne Eichentür. Eine Treppe führte nach oben und kaum, dass die Tür hinter ihnen zufiel, war der Lärm gedämmt. Erst jetzt viel Juliet auf, wie Laut es eigentlich war, wo sie kaum noch etwas hörte. Sie blickte noch kurz zur Tür als plötzlich der Mann sprach: “Marco mein Name und du?” “Juliet.” war die knappe

Antwort. Marco warf einen kurzen Blick über seine Schulter zu Juliet und sprach ehrlich: “Du könntest

 

wohl so alt wie meine Tochter sein… Das Essen bringt dir meine Frau gleich hoch… Da unten wird es

nur noch lauter.” Dankbar nickte sie.

In der oberen Flur angekommen, betrat sie ein schlichtes Zimmer, ein Bett, eine Kommode, ein Schreibtisch mit Stuhl und ein Fenster. Es war klein, war mit dem nötigsten ausgestattet und reicht Juliet. Zufrieden trat sie ein, legte ihren Rucksack auf das Bett ab und atmete erleichtert auf. Marco lachte bei dem Anblick, klopfte Juliet beherzt auf die Schuler. Diese mochte den Mann, er war

verständnisvoll, weswegen sie wohl auch fragte: “Uhm.. Weißt du wo ich eventuell ein paar Taler dazu verdienen könnte? Du scheinst ganz nett.” Sein tiefes Lachen ließ sie zusammen zuckten und klopfte ihr erneut auf die Schulter bevor er sprach: “Komm morgen runter, du kommst wie gerufen. Meine Frau ist schwanger und braucht Unterstützung.”

Begeistert nickte Juliet, sah wie Marco sich verabschiedete, bevor er die Tür schloss, sprach er: “Morgen besprechen wir das weitere. Schließ dir Tür ab und schlaf gut, Juliet!” Nickend blickte Juliet ihrem neuen Arbeitgeber hinterher, setzte sich auf das weiche Bett, als die Tür ins Schloss viel und stöhnte erleichtert auf. Erleichterung breitete sich in ihr aus, bisher war ihre Reise wirklich gut und hoffentlich würde sich das auch so durchziehen. Sie ahnte jedoch nicht, dass hier das Abenteuer richtig starten würde.

In den nächsten Tagen und Wochen, hatte sich Juliet an das Leben in der Gaststätte gewöhnt. Sie half in der Küche aus, machte Betten, wusch die Wäsche und kümmerte sich darum, dass die Zimmer wieder Bezugsfertig waren. Oft wischte sie auch über die Tische, fegte und machte den Einkauf. Es war nicht so wie bei ihrem Vater, es war anders. Sie machte es, weil sie wusste wofür es war. Sie wollte sich ein vernünftiges Buch holen, am liebsten, eins mit vernünftig dicken Seiten und einem Ledereinband. Auch wollte sie vernünftige Kleidung zum Reisen, vielleicht auch einen größeren Rucksack, ein scharfes Messer wäre auch nicht verkehrt. Es gab so viel was sie wollte.

Nach und nach häufte sie alles was sie benötigte um weiterzuziehen an. Einen vernünftigen Rucksack mit verstellbaren Riemen, zwei scharfe Messer, damit sie die Früchte und Kräuter besser aufsammeln konnte, angemessene Kleidung, etwas Luftiges für die wärmeren Tage und etwas Warmes für die kalten Wintertage. Das gewünschte dicke Buch hatte sie sich auch geholt, genau wie einen Federhalter und ein großes Fässchen Tinte. Einige Dosen hatte sie auch gekauft, insgesamt hatte sie alles, heute war sie auch Proviant kaufen gewesen und morgen… Morgen würde sie weiterziehen.

Ihr wurde schwer ums Herz, sie hatte die Marco, nein die ganze Familie in ihr kleines Herz geschlossen. Es fiel ihr schwer, daran zu denken, diese Menschen zu verlassen, gleichzeitig war sie neugierig was diese Welt noch so bringen würde, es war noch nicht genug was Juliet gesehen hatte, sie wollte so viel sehen, so viel erleben. Vor allen Dingen wollte sie Kräuter sehen, sammeln und ihren Nutzen herausfinden. Es gab so viele diverse Pflanzen mit unterschiedlichen Wirkungen, die Schmerzen lindern konnte oder gar einen vergessen ließen wer man war. War das nicht unglaublich?

Die Tasche packend, rollte sie ihre neue warme Decke zusammen und befestigte sie am Rucksack. Sie war besser ausgestattet als zu Anfang ihrer Reise, drei Monate hatte sie hier gearbeitet, gespart und gelebt. Heute war der letzte Abend, seufzend stellte sie den Rucksack auf den Boden, schnappte sich den Schlüssel, welcher auf dem Schreibtisch lag und verließ ihr Zimmer. Es schnell abschließend, sah sie schon die hochschwangere Frau. Das Kind würde bald kommen, sofort eilte sie also auf Ann zu, da sie sich schon denken konnte. Bei ihr angekommen, lächelte die Blonde erleichtert.

“Juliet! Eines unserer Mädchen ist ausgefallen… Wir bräuchten jemand, der die Menschen bewirtet, würdest du?” Überrascht weiteten sich die grünen Augen Juliets. Eigentlich mochte sie es nicht von Tisch zu Tisch zu gehen, aber die schwangere Frau konnte sie nur schlecht, diese Arbeit machen

lassen. Tief durchatmend, steckte sich Juliet die Haare zu einem hohen Dutt und sprach dabei: “Auch am letzten Abend werde ich euch zur Seite stehen!” Begeistert funkelten Anns blaue Augen, zufrieden in die Hände klatschend, blickte sie dankbar zu Juliet, bevor sie diese schon an der Hand mit sich zog.

 

Oft genug hatte Juliet mitbekommen wie das alles ablief, also sollte es kein Problem sein. Es war nur laut und voll, trotzdem wuselte sie irgendwie zwischen den Menschen hin und her, ab und zu schwappte etwas von dem guten Bier über, aber es war nicht anders zu machen. Je später der Abend wurde desto anstrengender wurde es. Sie hatte einfach keine freie Minute, sie war immer auf Trab, was auch eine Erfahrung wert war.

Als die Meute langsam hoch in die Zimmer verschwand oder raus an die frische Nachtluft gingen, atmete Juliet erleichtert auf. Es wurde leerer, sie konnte kurz stehen bleiben und aufatmen. Musste sich nicht mehr gehetzt zwischen zwei Personen quetschen und auf das volle Tablet achten. Die Müdigkeit wanderte ihre Knochen hinauf, sie würde wie ein Stein schlafen, so geschafft war sie und umso mehr Respekt hatte sie vor Carla, welche es sonst immer tat. Sie lächelte stets dabei und schien gar kein Problem damit zu haben, sie schnaufte nicht mal sowie Juliet. Sie kam nicht mal mehr ins Schwitzen.

Mit dem rechten Arm wischte sich Juliet über die Stirn, atmete nochmals tief durch, bevor sie sich einen feuchten Lappen aus der Küche holen wollte. Sie würde noch die Tische abwischen, die letzten Gäste bedienen und dann in das warme weiche Bett fallen. Zufrieden drehte sie sich um, wollte loslaufen, aber zu ihrer Überraschung stand hinter ihr jemand. Abrupt hielt sie inne, starrte verdattert nach oben, zu dem großen, schlaksigen Mann. Er war ein gutes Stück größer als sie, die langen braunen Haare hingen tief in seinem Gesicht. Wenig interessiert drehte er seinen Kopf zu Juliet, blickte sie nur kurz an.

Es war nur für einen Moment, aber Juliet war sich sicher, dass seine Augen für einen Moment rot aufleuchteten. Ihre Augen weiteten sich und als der Blick noch immer so ruhig auf ihr lag, konnte sie sich nicht rühren. Ihr blick fixierte die braunen Augen, suchte nachdem Rot welches sie vor wenigen Sekunden gesehen hatte und schluckte. Als sie aus dem Augenwinkel sah, wie ein Mundwinkel in die Höhe schnellte, entfernte sie sich zügig einen Schritt von ihm und murmelte leise: “Entschuldigung…” Knapp nickte er nur und machte sich auf den Weg zur Tür.

Den Kopf leicht schüttelnd, schlug sich Juliet mit beiden flachen Händen auf die Wangen, um ihre Gedanken wieder zu sortieren. Durchatmend wollte sie diesen merkwürdigen Mann aus ihren Gedanken verbannen und ihre Arbeit noch verrichten. Noch gab es eine Menge zu tun. Als sie gerade zur Küche loswollte, fiel ihr ein Tuch in die Augen. Es war recht sauber, schien dem Mann von gerade zugehören, weswegen sie es aufhob. Hektisch sah sie sich um, sah wie der Mann aus der Tür schritt und lief hastig hinter ihm her. Rief noch nach ihm, aber als sie an der Tür ankam, umfing sie nur die kalte Luft.

Verwirrt starrte Juliet die Straße entlang, bevor sie ihren Kopf zur anderen Seite wendete. Der Mann hatte doch vor höchstens fünf Sekunden die Tür passiert, also konnte er doch nicht einfach verschwunden sein. Obwohl Juliet sich so sicher war, war er nicht auf der Straße, schien auch nicht in eine Nebengasse verschwunden zu sein, er war einfach verschwunden, in der dunklen Nacht. Ein unangenehmer Schauer lief ihren Rücken hinunter, nicht wegen der Kälte, nein wegen diesem merkwürdigen Mann.

“Juliet!”, wurde diese wieder zur Arbeit gerufen. Zusammenzuckend, blickte sie wieder hinein, sah Marco der besorgt zu ihr starrte. Sofort trat sie wieder ein, schloss die Tür und versicherte mehrfach, auf seine Frage, ob alles gut sein, dass alles in Ordnung war. Sie hatte es sich bestimmt nur eingebildet, immerhin war sie müde und hatte ziemlich hart gearbeitet. Mit diesem Gedanken die letzten Sachen zusammenräumend, war sie auch schon im Bett.

Die Verabschiedung fiel beiden Seiten schwer, Tränen bildeten sich in den Augen der schwangeren Ann, als sie hinter hersah. Wie das junge Ding sich alleine auf machte in die weite Welt. Natürlich wünschte sie ihr viel Glück, Kraft und Mut. Und falls sie jemals wieder hier in der Nähe sein sollte, war sie immer willkommen. Sie war ein gern gesehener Gast, dass hatte Marco ihr schon so oft heute

 

Morgen gesagt, dass sie es hoffentlich verinnerlicht hatte.

Zufrieden den Weg entlanglaufend, verließ sie die Stadt, in welcher sie so viel Zeit verbracht hatte. Freute sich auf ihre nächsten Erlebnisse und hoffte bald, die Familie wiederzusehen. Die Reise war angenehmer, als ihr erster Aufbruch, sie war besser vorbereitet, hatte sich wissen über die verschiedensten Pflanzen in den drei Monaten angelesen und kam ziemlich gut zurecht. Die ersten Wochen zogen an ihr vorbei.

Etwas enttäuscht davon noch keine merkwürdigen Sagengestalten gesehen zu haben seufzte sie leise auf. Eigentlich hatte sie schon ein klein bisschen gehofft, einen Fuchsgeist, vielleicht auch einen netten Geist zutreffen. Immerhin gab es so viele Geschichten, die konnten ja schlecht alle ausgedacht sein. Sie überschnitten sich in vielen Erzählungen, also musste ein Hauch Wahrheit dran sein.

Sich mit dem rechten Arm den Schweiß von der Stirn wischend, seufzte sie zufrieden auf. Sie hatten einige Pflanzen gesammelt, welche sie heute Abend in eine schöne Suppe hinzufügen würde.

Zufrieden grinste sie vor sich her, schnappte sich die Pflanzen und zog weiter durch den friedlich wirkenden Wald. Die Vögel zwitscherten und bisher hatte sie nichts Bedrohliches wahrgenommen, es schien schon etwas zu ruhig, aber daran stören würde sich Juliet nicht.

Hätte sie jedoch gewusst, wer diesen Wald beheimatet, wäre sie noch vor Sonnenuntergang aus dem Wald gesprintet. Da dem nicht so war und sie sich ein schönes Plätzchen gesucht hatte, ein Feuer machte und sich etwas zu Essen kochte, war ihr Schicksal besiegelt. Sie schlürfte zufrieden die warme Suppe, atmete aus und blickte zu dem langsam dunkler werdenden Himmel. Die ersten Sterne funkelten bereits am Himmelszelt, während die Müdigkeit in ihre Knochen kroch.

Hätte sie die kleinen Gestalten gesehen, welche sich ihr heimlich näherten und leise kichernd, bereits umzingelten, wäre sie aufgesprungen. Stattdessen schlief sie ein, kuschelte sich in ihre Decke, während die kleinen grünen Kreaturen sich aus dem Schatten hoben und sich vorsichtig dem Menschen näherten der Schutzlos ausgeliefert war. Grinsend leuchteten die Spitzen Zähne kurz auf, ihre langen dürren Finger, reckten sich schon gierig nachdem Menschenfleisch. Das zarte Fleisch eines jungen weiblichen Menschen, hatten sie lange nicht mehr gegessen. Eine willkommene Abwechslung, zu dem alten zähen männlichen Menschen die den Wald der Kleinkobolde betraten.

Der kleine Anführer der Truppe war der erste, welcher bei Juliet war, er schluckte hart, als er dieses Festmahl sah. Besann sich jedoch, er würde nicht zulassen, dass so ein Mahl einfach wegrennen würde, nein er würde es mit seiner ganzen Familie genießen. Ihr noch in die Augen schauen, während sie bereits an ihrem Fleisch nagten und die süße Angst in ihrem Gesicht sehen. Wie die Kobolde den Geschmack von Angst liebten, welches sich so festfuhr.

Gierig über die Lippen leckend stand er vor der Hand, würde seine spitzen, kleinen Zähne in ihre Hand rammen, bevor die Beute in ihr Lager gebracht würde. Die kleinen Hände mit je drei Fingern fuhren über die weiche Haut, suchten sich eine passende stelle und beugte sich vorsichtig zu ihr hinunter.

Langsam bohrten sich die gelblichen Zähne in das Fleisch, spürte das warme Blut seinen Mund benetzen und musste sich zügeln, nicht sofort über die Beute herzufallen.

Sie widerwillig lösend, stellte er fest, dass sie sich regte, schnell versteckte er sich, wusste nicht ob sich Juliet im Schlaf bewegte oder ob sie doch wach geworden war, von seinem kleinen Biss. Obwohl die Kleinkobolde nicht das Gras überragten, schlichen sie sich hinter die dicken Wurzeln und warteten die Reaktion ab. Juliet schien nur die Position im Schlaf zu wechseln, weswegen Erleichterung durch die kleinen Wesen huschte. Trotzdem warteten sich ungeduldig im hohen Gras, warteten einige Minuten um sicher zu sein, dass Juliet sich auch wirklich nicht mehr rühren würde.

Als der Anführer das Signal gab, stürzten sich mehrere hunderte Kobolde auf Juliet zu, hielten es nicht nötig sie zu fesseln, da ihr Anführer sie gebissen hatte. Koboldgift war zwar nicht tödlich aber konnte Menschen bis zu 24 Stunden paralysieren und dafür reichte ein kleiner Bissen, dieses sonst so harmlos wirkenden Wesens aus. Sie durchsuchten ihre Tasche nach etwas Brauchbaren, bevor ein leises

 

Pfeifen ertönte. Ihre fahrbare Plattform war da. Sie mussten Juliet nur noch darauf schieben. Gemeinsam den großen Körper auf die Plattform schiebend, stieg die Vorfreude.

Das merkwürdige Pieksen an ihrer linken Seite störte sie. Kleine Nadeln bohrten sich in ihr Fleisch mit gleichmäßigem Druck, bis sie sich plötzlich auf ihrem Bauch befand. Wenn Juliet nicht präferieren würde auf der Seite zu liegen, hätte sie ihre schweren Augenlider zugelassen. Denn als sie versuchte sich umzudrehen, weigerte sich ihr Körper, dass zu tun, was sie ihm befahl. Mürrisch schlug sie die Tonnenschweren Lider auf.

Als sie noch immer nicht erkannte was vor sich ging und sie ihren Kopf nicht wirklich bewegen konnte, genau wie ihren Rest des Körpers, stieg langsam Panik in ihr auf. Die Müdigkeit war vertrieben und ließ nur noch die Unwissenheit zurück, ihre grünen Augen suchten hektisch nach etwas hilfreichen, bis sie die kleinen Wesen sah, welche sich Juliet anschaute. Irritiert musterte sie die Wesen, sie waren so klein, dafür waren es so viele. Auf den ersten Blick sahen sie harmlos aus, aber als Juliet die spitzen Zähne sah, welche aufleuchteten als sie leise kicherte, lief ein eisiger Schauer ihren Rücken hinunter. Schluckend versuchte sie ihren Arm zu bewegen, vielleicht auch nur der kleine Zeh, irgendwas musste sie ja noch kontrollieren können, aber nichts.

Angst gemischt mit Panik breitete sich langsam aber sicher in ihrem Körper aus. Juliet wusste nicht was sie tun sollte, wenn sie ihren Körper nicht bewegen konnte, war sie hilflos. Was hatten sie überhaupt mit ihr vor? Wenn sie wenigstens die leisen piepsigen Stimmen verstehen könnte, um herauszufinden, wie schlimm die Lage wäre, wäre sie etwas beruhigter. Doch schienen diese grünen Wichte eine andere Sprache zu sprechen, oder es war so piepsig und verzerrt das Juliet gemischt mit ihrer Nervosität nichts davon verstand. Was immer es auch nun war, beruhigte sie nicht gerade.

Im Schatte beobachtete neugierig und doch teilnahmslos ein Wesen das Ganze. Er überlegte noch lange hin und her, wollte er dem Mädchen helfen, dass sein Interesse geweckt hatte. Oder wollte er es sich selbst überlassen, immerhin war es ihre Unachtsamkeit gewesen, die sie in solch eine Lage gebracht hatte. Ja, was würde er tun? Eigentlich folgte er ihr rein aus Interesse, in all den Jahren die er nun lebte, hatte er noch keine Frau allein und unbewaffnet Reisen sehen. Das besondere an ihr, sie roch nach einem Menschen, und doch unterschied sie sich. Sie roch anders als die anderen, etwas war anders, was genau konnte er nicht sagen, aber allein ihre aufgeweckten grünen Augen, riefen schon Interesse an ihr hervor. Nicht als Beute oder Liebespartnerin, nein… Interesse an dieser außergewöhnlichen Frau.

Seufzend erhob er sich aus dem schwarzen Schatten, als würde er sich aus dem Meer erheben. Seine Pfoten auf den weichen Untergrund setzend, fragte er sich, was er hier eigentlich vorhatte. Sein schwarzes Fell leuchtete im Mondlicht etwas auf, als er aus dem Schatten trat und näher zu Juliet trat. Die roten Iriden fixierten Juliet, bevor er mit dem Blick zu den Kleinkobolden wanderte. Seine Zähne bleckend entwich ein tiefes Knurren seiner Kehle.

Juliet stockte der Atem, als sie dieses tiefe, wilde Knurren hörte. Ein wildes Tier stand hinter ihr und sie konnte nicht sagen, was es war. Von einer komischen Situation in die nächste, sah sie nur, wie die kleinen Wesen von Juliet wichen, die kleinen Gesichter blickte völlig entsetzt über Juliet hinweg. In ihren Köpfen ratterte es, sie überlegten nur für eine Sekunde, ob sie es mit diesem Wolf aufnehmen konnte und gleichzeitig verwarfen sie die Gedanken. Denn sie hatten gesehen, wie es aus dem Schatten kam, es war kein normaler Wolf. So lang sie nicht genau wusste was es war, sollten sie lieber den Rückzug antreten und die Beute…

Schluckend traf der Anführer eine Entscheidung zum Rückzug, er wollte keinen seiner Kameraden verlieren, da sollten sie lieber mit leeren Händen nach Hause kommen als mit Verlusten, es würde bestimmt noch mal eine Chance geben. Sie würde eines Tages wieder frisches Menschenfleisch zwischen den Zähnen haben. Zügig zogen sie sich also zurück, bevor sie diesem wolfsähnlichen Wesen zum Opfer fallen würden.

 

Zufrieden atmete er auf, als er sah wie sich die kleinen Viecher zurückzogen und er nicht weitere Schritte einleiten musste, auf Juliet zu schreitend, gewann er immer mehr an menschliche Form. Sich über sie beugend, starrte er in ihre aufgeschreckten grünen Augen. Er wusste, dass sie sich weder bewegen noch sprechen konnte, was sollte er ihr also sagen. Würde sie ihn überhaupt erkennen, oder war sie so verängstigt, dass sie ihn nicht mal erkannte? Genervt strich er sich seine braunen, schulterlangen Haare nach hinten.

In diese roten Augen blickend, stieg Ungewissheit in Juliet hoch. Sie kannte diese Augen, sie kannte diese Person. Diese Augen würde sie niemals vergessen, dieses blutrot, welches durch die Adern der Mensch floss und sich in diesen Augen widerspiegelte. Sie schluckte hart, wünschte sie könnte etwas sagen oder sich wenigstens etwas von dem Mann distanzieren, aber ihr Körper wollte noch immer nicht Folge leisten. Verzweiflung breitete sich in ihr aus, denn wer wüsste schon, was dieser merkwürdige Mann mit ihr vorhatte.

Weiter diese grünen Augen betrachtend, seufzte er tief auf. Er sah schon wie sie innerlich Panik hatte und konnte sich schon erahnen, was für Bilder sie im Kopf hatte. Leicht die Augen verdrehend sprach er: “Egal was ich jetzt sagen würde, es würde dich nicht beruhigen…” Damit legte er sie wieder in ihre Decke und setzte sich tonlos neben ihren Kopf. Lehnte sich dabei an einen Baum und blickte hinauf zum Blätterdach.

Was ihn nun bewegte sich zu ihr zu setzen, wusste er auch nicht, er wusste auch nicht, wie sie reagieren würde oder was sie sagen würde, wenn die Paralyse aufgehoben war. Sie jedoch jetzt wieder alleine zu lassen, nachdem er sie bereits gerettet hatte, ergab keinen Sinn für ihn. Er hatte sie nun mal gerettet, dann sollte er auch warten, bis sie sich selbst wieder bewegen könnte. Der feste Blick von Juliet riss ihn aus seinen Gedanken, weswegen seine nun wieder braunen Augen zu ihr glitten. Anstatt Panik, Angst oder Todesfurch in ihren Augen sehen zu können, sah er nur die reine Neugierde. Seine Augen weiteten sich etwas, während er mit sich selbst seufzend sprach: “Sowie du aussiehst, hast du einige Fragen… Das scheint doch anstrengender als erwartet zu werden.”

Juliet war ziemlich rasch wieder eingeschlafen, sie konnte sowieso nicht viel machen. Wozu sollte sie dann wach bleiben und sich unnötige Gedanken dazu machen? Es würde sowieso nichts an der Situation ändern, dann könnte sie auch schlafen. Der junge Mann hingegen, blieb wach, starrte desinteressiert in den Himmel und merkte nicht wie die Zeit dabei voranschritt, erst als sich Juliet rührte und sich hektisch aufsetzte.

Mit großen leuchtenden Augen blickte sie ihn also an und sprach: “Vielen, vielen Dank! Ich weiß gar nicht was ich ohne dich gemacht hätte… Du hast mich wirklich gerettet.” Zu ihr blickend, sah er, wie sie sich vor ihn gekauert hatte. Schmunzelnd über diesen Anblick richtete er sich vom Baum auf und strich sich die Haare nach hinten, bevor er knapp sagte: “Dann gehe ich jetzt mal.”

Völlig irritiert hielt Juliet den Arm des Mannes vor ihr fest und sprach unsicher: “Aber… Ich habe dir

nicht mal ordentlich gedankt, ich weiß gar nicht wie du heißt und wie du diese kleinen Dinger

vertrieben hast…” Sie schaute mit enttäuschten Augen zu ihm hinauf, wobei sich langsam der Griff um seinen Arm lockerte und sie niedergeschlagen zu Boden schaute. Sie wollte sich eigentlich noch viel mehr mit ihm unterhalten, sich ordentlich bedanken und vielleicht auch etwas mit ihm weiterreisen.

“Jake…”, murmelte dieser leise und hielt seine Überforderung zurück. Er hatte nicht mit dieser Reaktion gerechnet und wusste nicht mit einem Menschenwesen umzugehen. Es war für ihn das erste Mal, dass ihn jemand nach seinen Namen fragte. Unsicher schielte er zu ihr, wie sie gespannt den Kopf hob und begeistert sprach: “Dann… Danke Jake! Wenn ich das irgendwie wieder gut machen kann, dann sag es mir bitte! Ach ja… Ich heiße Juliet.”

Er schmunzelte über die zierliche Gestalt, welche ihn so freundlich anlächelte und wusste nicht so recht was er sagen sollte. Juliet störte es nicht, es gab eine Menge was sie wissen wollte und was sie

 

interessierte. Außerdem fiel ihr ein, dass sie noch etwas von ihm hatte. Hektisch kramte sie also in ihrem Rucksack herum, räumte einige Sachen raus, bis sie das gewünschte Objekt fand und es

zufrieden betrachtete. Sich zu Jake drehend sprach sie zufrieden: “Jake… Du warst doch der Mann in dem Gasthaus, in den ich reingelaufen bin, oder?”

Überrascht nickte er und sah wie sie erleichtert ein weißes Tuch entgegenstreckte. Stirnrunzelnd betrachtete er es. Es gehörte definitiv noch ihm, sein Geruch haftete noch an dem Stoff und hatte sich mit Juliets vermischt. Er erinnerte sie gar nicht mehr, das Taschentuch verloren zu haben. Es entgegennehmend verstaute er es in seine Hosentasche und murmelte ein unverständliches:

“Danke.”

Juliet schien es verstanden zu haben, da ein breites Lächeln ihre Lippen zierte und sie zufrieden wieder einige Sachen aus ihrer Tasche kramte. Beschäftigt, fragte sie: “Hast du auch so einen Hunger?” Jake schwieg nur und als der fragende Blick dann auf ihm lag zuckte er nur mit den

Schultern. Seufzend machte sie Juliet daran, etwas warmes zu Essen zu kochen und teilte es dann mit Jake.

Gegenübersitzend mit je einer warmen Schüssel in der Hand aßen sie schweigend. Juliet juckte es in den Fingern, zu gerne würde sie ihm einfach mit Fragen löchern, aber Jake schien nicht gerade gesprächig und schien sich auch nicht daran zu stören. So gut es ging versuchte Juliet es respektieren, auch wenn es ihr schwerfiel. Umso überraschter war sie, als sie seine überraschte Stimme hörte: “Das schmeckt gut.” Dies also als Anlass nehmend, fragte sie ihn also: “Wo reist du hin, Jake?”

Von seiner Schüssel aufblickend, schaute er zu Juliet, welche ihren Blick auf ihn gerichtet hatte. Jake seufzte nur und blickte wieder zu seiner Schüssel. Überlegend wie er es am besten verpacken konnte und wie er es am besten ausdrücken konnte, schlürfte er nochmal von der Suppe, bevor er sprach:

“Ich reise einfach umher, ohne ein bestimmtes Ziel.”

“Und wie lange schon? Dann wirst du dich wohl ziemlich gut auskennen… Was waren diese kleinen grünen Wesen überhaupt?”

Der ersten Frage bewusst ausweichend, beantwortete er gelassen die andere: “Kleinkobolde. Ihr Gift

paralysiert und sie fressen gerne Fleisch. Das hier ist auch ihr Wald.”

“Und wie hast du sie vertrieben? Ich habe nur ein lautes Knurren gehört…” Jake schluckte hart bei der Frage und richtete den Blick auf die halbleere Schüssel in seiner Hand. Er hatte zwar mit der Frage gerechnet und sich bereits darüber Gedanken gemacht, aber was sollte er ihr denn jetzt sagen? Sie würde ihm sowieso erstmal nicht glauben, dann hätte sie Angst, nachdem er es Juliet beweisen würde und dann… Wäre er wieder alleine, wie sonst die Jahre auch. Es war immer, dasselbe Spiel, er kannte es nur schon zu gut. Anlügen wollte er sie nicht, sie hatte die Wahrheit schon verdient, nur wollte Jake nicht wieder alleine sein.

Nach so vielen Jahren hatte er mal wieder etwas Gesellschaft, jemand der sich für ihn interessierte und ihm sogar etwas zu essen gab. Und obwohl er ihr noch immer nicht antwortete, saß sie völlig entspannt dort, schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln und nippte an der Suppe. Unruhig verkrampften sich seine Finger um die Schüssel, während seine Gehirnzellen nach einem Ausweg suchten. Juliet war so ungewohnt nett im Gegensatz zu den anderen Menschen, also musste er ihr die Wahrheit sagen, auch wenn es bedeutete, dass sie vor ihm fliegen würde.

“Jake? Du musst mir das nicht erzählen, anscheinend ist es eine Frage, die dir unangenehm ist.”, war ihre plötzliche Antwort. Mit großen Augen schaute Jake zu ihr hoch, sah wie sie noch immer so sanft lächelte und war sich nicht sicher, was er da gerade gehört hatte. Juliet stellte die Schüssel zur Seite und zog ihre Decke enger um ihren Körper, bevor sie ergänzte: “Wollen wir zusammen zur nächsten Stadt reisen?”

“Hast du keine Angst?”, war die monotone Frage von Jake, welche er sofort bereute. Warum fragte er es denn auch, es würde das alles nur schlimmer machen. Kommunikation lag ihm einfach nicht… Vielleicht fehlte ihm auch einfach der Kontakt, was es auch war, er verfluchte sicher innerlicher dafür.

 

Juliet hingegen sprach das Lachen verkneifend: “Angst? Sollte ich Angst vor dir haben?” Bevor Jake sich noch dazu äußern konnte, ergänzte Juliet noch: “